Veröffentlicht: 18.06.2021
Viele BPW-Frauen fanden sich am 16. Juni, an diesem wunderschönen Sommerabend, im Landgasthof Bären in Madiswil ein: der Vortrag und der Garten lockten!
Bettina Isenschmid, Psychiaterin und Chefärztin des Kompetenzzentrums für Essstörungen im Spital Zofingen referierte frei, spannend und klar über das Thema «Was macht Corona mit der Psyche» – ein komplexes und facettenreiches Thema.
Sie ging von Schülerinterviews aus, die sie in ihrer Wohngemeinde Graben und den anderen Gemeinden des Schulkreises Aare-Önz (Heimenhausen, Inkwil) vom Kindergarten bis zur 9. Klasse durchführen konnte. Erstaunlich sei gewesen, wie gut schon die Jüngsten die Anweisungen verstanden hätten und wie alle Jugendlichen sowohl positive, stärkende Aspekte als auch negative Seiten benennen konnten. Es zeigte sich aber klar, dass die älteren Schüler stärker betroffen waren: Sie vermissten ihre sozialen Kontakte sehr, die Freiheit, draussen oder unterwegs zu sein, den Verzicht auf sportliche Aktivitäten und sie hätten Zukunftsängste, z.B. betreffend Lehrstellensuche, geäussert.
Diese Beobachtungen würden sich auch mit den Erfahrungen des Kompetenzzentrums für Essstörungen decken. Anorexien (Magersucht) seinen um 20% häufiger aufgetreten und oft bei sehr jungen, schon zehnjährigen, Mädchen, eben bedingt durch den Verlust von Strukturen, Ausweichmöglichkeiten und Sport. Auch die Adipositasprobleme (Übergewicht) seinen grösser geworden, und viele laufende Therapieprozesse hätten stagniert.
Die Coronapandemie löste viele sogenannte Stressoren, belastende Faktoren, aus, eher allgemeine und vor allem pandemiespezifische. Ein paar Stichworte: lange Dauer, Einsamkeit, soziale Isolation, Mehrfachbelastungen durch Homeoffice und Homeschooling, Ängste vor Krankheit, Impfung, Zukunft, finanzieller Sicherheit, Inaktivität…. Fehlen dann über eine längere Zeit kompensatorisch gute Aktivitäten und stärkende Copingstrategien, so können solche Stressoren zu einem allmählichen Ressourcenschwund führen und zu Erschöpfung – und auch zu Suizidgedanken. Zudem verstärken sie psychische Vorbelastungen und ungünstige Bewältigungsmuster wie Alkoholkonsum oder suchtartiges Gamen.
Das heisst: Corona ist eine quasi unsichtbare Gefahr – gleichzeitig überall und nirgendwo! Und nicht alle Menschen sind gleichermassen betroffen! Es sei deshalb wichtig, genau hinzuschauen, wo Schwierigkeiten entstanden sind, und nötig, gezielt darauf zu reagieren. Insgesamt sei das doch recht gut gelungen, wobei sich aber mit long Covid» (sehr lang anhaltenden Covidsymptomen) ein neues, noch wenig bekanntes Krankheitsbild entwickelt habe.
Danke für diesen spannenden Vortrag!
Es folgten dann Infos unserer Präsidentin für die nächsten nationalen und internationalen Anlässe und ein perfektes Nachtessen im Bärengarten mit lebhaften Gesprächen bis in die Dunkelheit hinein.